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300.000 geraubten Babys auf der Spur
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Es ist zurzeit das größte Skandal-Thema in den spanischen Medien - wichtige Hinweise dazu kommen aus Salzburg. Von ihrer kleinen Wohnung in Salzburg-Morzg aus trieb die 53 Jahre alte Schriftstellerin und Enthüllungsjournalistin Consuelo Garcia del Cid hunderte Beweise für den organisierten Kinderraub auf und befragte hunderte Zeugen dazu.
Seit zwei Jahren ist sie mit einem Salzburger verheiratet, lebt hier und recherchiert unermüdlich für ihr neues Buch „Evas entwurzelte Kinder“.
„An ‚rechtschaffene‘ Familien verkauft“
„In Spanien sind im Moment rund 300.000 Menschen von diesem unglaublichen Kindesraub betroffen“, schildert Consuelo Garcia del Cid, „Mehr als zwei Jahrzehnte lang wurden minderjährigen oder ledigen Müttern gleich nach ihrer Geburt ihre Babys weggenommen und zur Adoption um viel Geld an ‚rechtschaffene‘, katholische Familien verkauft. Meist wurde ihnen erzählt, dass ihre Babys bei der Geburt gestorben sind. Oder sie wurden zur Adoption gezwungen - aus finanziellen und vor allem aus moralischen Gründen. Denn in der Franco-Diktatur wurden ledige und geschiedene Mütter kriminalisiert.“
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Ledige Mütter galten als „gefallene Frau, als Hure - ein Riesenskandal für ihre Familie. Also wurden diese ledigen Mütter in spezielle Anstalten geschickt. Dort brachten sie ihre Babys zur Welt, bekamen sie aber nie zu Gesicht.“
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Großes Interesse in Spanien
Täglich melden sich mehr dieser damals geraubten Kinder bei Justiz und Medien. Auch Kindergräber aus dieser Zeit werden immer häufiger geöffnet - und viele sind leer. Consuelo Garcia del Cid ist so mittlerweile Stammgast im spanischen Fernsehen. Schließlich sammelte sie Beweise für organisierten Kindesraub in einer Anstalt für ledige Mütter in Madrid: „Fürchterliche Geschichten“, wie sie sagt.
Consuelo Garcia del Cid stieß durch ihre eigene Vergangenheit auf dieses Thema. Nach einer Demonstration wurde sie als 15-Jährige in eine staatliche Erziehungsanstalt gesperrt und kam dort auch in Kontakt mit Mädchen, denen Babys geraubt wurden. Lange Zeit verschloss die spanische Justiz vor dem bis in die 1980er Jahre organisierten Kindesraub die Augen - jetzt wird sie durch den öffentlichen Druck doch aktiv.
Publiziert am 28.04.2012
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